Caritas-Hilfskonvoi nach Warschau

Hilfe für Flüchtlinge

REGENSBURG (cn/sm) – Die „Kinderhilfe Ukraine“ der Caritas Regensburg hat am vergangenen Wochenende Sachspenden zur Caritas nach Warschau gebracht. Zurück kamen die Mitarbeitenden mit etwa 40 Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind. Darunter auch neun Waisenkinder aus Odessa. Für deren Unterbringung ist gesorgt.

Am Samstagabend, fällt in einem Vorort von Warschau die Anspannung im Bus ab – „im dichtesten Moment der Reise“, wird Caritasdirektor Michael Weißmann später sagen. Neun Waisenkinder aus Odessa steigen in diesem Moment in den Bus der Caritas Regensburg.  

Seit 48 Stunden ist Caritasdirektor Michael Weißmann zu diesem Zeitpunkt unterwegs. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen hat er Hunderte Kartons voller Sachspenden zur Caritas Polen nach Warschau gebracht. Die Mitglieder der Hilfscrew hatten noch zur Abfahrtszeit gebangt, ob sie die Waisenkinder aus Odessa, die gemeinsam mit ihrer Betreuerin nach Warschau geflüchtet waren, mit nach Regensburg nehmen könnten.

„Die Behörden hatte die Gruppe mit einem Bewegungsverbot belegt, weil zunächst nicht klar war, wer bei den Waisenkindern erziehungsberechtigt ist und somit über deren Verbleib bestimmen darf“, sagt Weißmann. Erst viele nervenaufreibende Telefonate mit den Konsulaten in Warschau, versendete digitalisierte Reisedokumente und Gebete später, war klar: Die Kinder dürfen einsteigen. „Wir saßen in einer Kapelle beim Gebet, als der erlösende Anruf kam. Die Erleichterung war unbeschreiblich“, sagt Weißmann.  

Am Freitagabend war der Hilfskonvoi in Sinzing gestartet: Mehrere Busse voll bepackt mit Sachspenden für Kriegsflüchtlinge. Der Hilfstransport steuerte durch die Nacht nach Warschau. Dort warteten am Samstagvormittag bereits Freiwillige der Caritas Polen, um die Busse zu entladen. Die Sachspenden sind für geflohene Kinder aus ukrainischen Kinderheimen. Die Caritas Polen organisiert die Unterkunft und Verpflegung für Tausende dieser Kinder.  

Mit der „Kinderhilfe Ukraine“ hat die Caritas Regensburg die Hilfsorganisation im Nachbarland von Beginn an unterstützt und zu Geld- und Sachspenden aufgerufen: Unzählige Menschen aus dem gesamten Bistum haben Geld gespendet oder gut erhaltene Kinderkleidung, Babynahrung sowie Spielzeug direkt als Hilfspakete nach Warschau versendet. „Es ist diese Mischung aus Sach- und Geldspenden, die gebraucht wird und ankommt. Die Spendenbereitschaft war im gesamten Bistum überwältigend“, sagt Caritasdirektor Weißmann und bedankt sich bei allen Spenderinnen und Spendern.

In der Pfarrgemeinde Sinzing war die Hilfsbereitschaft so groß, dass die Sachspenden in kein Paket mehr passten, sondern sich bis unter die Decke im Pfarrhaus stapelten. Schließlich entschieden die Verantwortlichen, die Sachspenden direkt und persönlich nach Warschau zu bringen. So machten sich am Freitagabend ein Bus und ein Transporter der Caritas Regensburg auf den Weg nach Polen. Die Busunternehmerin Diana Kühnlein (Reisebayer GmbH) hatte ihre Hilfe angeboten. Weitere Hilfsorganisationen brachten ebenfalls Hilfsgüter nach Polen, darunter die Regensburger Organisation Space Eye. Insgesamt bestand der Hilfskonvoi aus sechs Bussen.  

In Warschau angekommen, wurden die Sachspenden entladen und die Caritas-Delegation fuhr weiter zum Hauptbahnhof in Warschau: ein Ort, an dem viele Menschen auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine ankommen. Insgesamt rund 40 Geflüchtete stiegen schließlich in den Bus der Caritas Regensburg, darunter viele Frauen und Kinder, auch ein Neugeborenes im Alter von drei Wochen. „Es bewegte uns zutiefst, wie nah neues Leben und unermessliches Leid beieinander liegen“, sagt Weißmann.

Zuletzt machte die Hilfscrew bei einem Hotel außerhalb von Warschau Halt, wo die Kinder aus Odessa und ihre Betreuerin dazukamen. Von dort fuhren sie weiter Richtung Frieden und kamen am Sonntagvormittag in der Stadt an der Donau an, 1921 Kilometer entfernt vom Krieg, entfernt von der Heimat.

Die Kinder aus Odessa können für unbestimmte Zeit im Jugendheim Burg Regeldorff wohnen. Zwei Helferinnen aus Odessa sind bereits in Regensburg und werden sich um die Kinder kümmern. Burg Regeldorff ist eine Freizeiteinrichtung für Pfadfindergruppen und liegt rund 15 Kilometer nördlich von Regensburg in dem kleinen Ort Regendorf bei Zeitlarn. Das etwa ein Hektar große Gelände ist Teil des Parks vom alten Regendorfer Schloss. Seit 1984 haben die Pfadfinder St. Wolfgang das Gelände restauriert und ausgebaut. Ehrenamtliche betreiben Burg Regeldorff sowie den zugehörigen Zeltplatz.

16.03.2022 - Bistum Regensburg